Die Welt der Moot Courts
Um Studierenden einen besseren Einblick in die Welt der Moot Courts zu geben, standen uns diesmal die Gewinnerinnen des letztjährigen Tax Moot Court der WU Wien für ein Interview zur Verfügung.

Moot Court – was ist das, was kann ich mir konkret darunter vorstellen?
Neumüller: Der International and European Tax Moot Court ist ein weltweiter Wettbewerb, bei dem Teams aus über 30 verschiedenen Ländern einen fiktiven Fall zu einer Problemstellung des internationalen Steuerrechts bearbeiten. Der Fall wird sowohl aus Sicht der Steuerbehörde als auch aus Sicht des Steuerpflichtigen ausgearbeitet und die jeweiligen Argumente in einem Schriftsatz aufbereitet. Nach dieser schriftlichen Phase werden die 16 besten Teams ausgewählt, die ihre Argumente in einer fiktiven mündlichen Verhandlung vor einem Richterkomitee in Leuven (Belgien) darbringen und den Fall dort – ähnlich wie in einem realen Gerichtsprozess – gegeneinander verhandeln.
Warum habt Ihr euch gerade für den Tax Law Moot Court entschieden? Was zeichnet diesen insbesondere aus?
Schönhart: Ich habe bereits im Vorfeld viel Positives über den Moot Court und über die Erfahrungen, die dabei gesammelt werden können, gehört. Da der European and International Tax Moot Court die Möglichkeit bietet, sich intensiv mit Fragestellungen des internationalen Steuerrechts auseinanderzusetzen und den jeweiligen Fall in einem internationalen Rahmen zu verhandeln, habe ich mich dazu entschlossen, mich für das Programm zu bewerben.
Vonier: Für mich persönlich war es besonders der internationale Aspekt. Moot Courts in anderen Rechtsgebieten werden meist nur österreichweit angeboten. Beim Tax Law Moot Court konnten wir nicht nur unser Wissen zu internationalen Rechtsfragen und unser Fachenglisch stärken, sondern hatten auch die Ehre Studierende, Professoren und Richter von der ganzen Welt kennenzulernen.
Was hat Euch am meisten Spaß gemacht?
Liebel: Das Verfassen der Schriftsätze hat mir viel Spaß gemacht, jedoch war das größte Highlight die mündliche Verhandlung mit meiner Team-Kollegin.
Morgenbesser: Mir haben die mündlichen Verhandlungen bzw die Vorbereitungen auf die Plädoyers am meisten Spaß gemacht, da man gesehen hat, wie sehr man in seiner Rolle aufgehen kann. Zusammen haben wir komplexe Fragestellungen diskutiert, uns auf den Fall vorbereitet und sind so im Laufe der Zeit zu einem starken Team herangewachsen. Unser Sieg zeigt, wir haben mit unserem Teamgeist und unserer Argumentation überzeugt.
Schönhart: Es hat mir großen Spaß gemacht, mit meinen Teamkolleginnen zusammenzuarbeiten. Wir haben über ein halbes Jahr hinweg intensiv über komplexe Fragestellungen diskutiert und uns auf die mündlichen Verhandlungen des Falls vorbereitet. Dabei sind wir nicht nur als Team zusammengewachsen, sondern konnten uns auch fachlich sehr gut weiterentwickeln.
Vonier: Definitiv das Zusammenarbeiten im Team! Wenn ich mich zurückerinnere, war es zwar eine anspruchsvolle und anstrengende Zeit, jedoch geprägt durch großartige Gespräche, viel Gelächter und vor allem guten Snacks während den Vorbereitungen.
Bringt einem der Moot Court auch im Studium etwas?
Liebel: Ja, auch im Studium kann man davon profitieren. Einerseits fachlich, aber definitiv auch in Bezug auf Soft Skills wie zum Beispiel Diskussionen führen und die eigene Meinung vertreten.
Morgenbesser: Das stimmt! Die Vorbereitung auf den Moot Court hat sowohl unsere fachlichen Kenntnisse als auch unsere Kommunikationsfähigkeiten (Argumentation, Vortrag, etc) deutlich erweitert.
Vonier: Ich denke der Moot Court ist nicht nur eine Bereicherung im Studium, sondern bietet auch die Möglichkeit einen ersten Einblick in diverse Rechtsberufe zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass ich die erlernten Skills nicht nur während des restlichen Studiums, sondern auch in meinem weiteren Berufsleben einsetzen kann.
Würdet Ihr Moot Courts anderen Studierenden empfehlen? Warum?
Morgenbesser: Auf jeden Fall! Der Moot Court ist eine einmalige Gelegenheit sich bereits zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn mit einem fiktiven Steuerrechtsfall zumindest vor einem „hypothetischen“ Gericht zu behaupten. Das Verhandeln eines Steuerrechtsfalls vor Gericht ist ein Einblick, der selbst manchen in der Praxis verwehrt bleibt.
Liebel: Ja, jedoch sollte jedem bewusst sein, dass unglaublich viel Arbeit dahintersteckt. Ich denke aber, dass sich diese Arbeit sehr bewährt und einem auch für die Zukunft weiterhilft.
Schönhart: Die Teilnahme am Moot Court war mit Sicherheit eines der Highlights in meinem Studium. Ich konnte vielseitige Erfahrungen sammeln und kann die Teilnahme am Moot Court daher nur weiterempfehlen.
Die Langfassung des Interviews kannst du ab Dezember in der JAP 02/2022-23 lesen.