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Justitia Award

Zum ersten Mal wurden die neu ausgerichteten Justitia Awards vergeben. In Zusammenarbeit mit dem MANZ Verlag zeichnete die Women in Law-Initiative Frauen und Organisationen mit Vorbildwirkung mit diesem prestigeträchtigen Preis aus.
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Redaktion
Reinhard Ebner
Datum
17. Januar 2021

Die Jury habe es sich nicht leicht gemacht, schildert Alix Frank-Thomasser, die Präsidentin von „Women in Law – Frauen im Recht“: „Als wir vor einem Jahr zu den Nominierungen einluden, hatten wir nicht erwartet, so viele Nominierungen aus aller Welt zu erhalten. Angesichts der hohen Qualität fiel es schwer, aus dieser Vielzahl an beeindruckenden Persönlichkeiten die Shortlists in den drei Kategorien zu erstellen.“

Ein Auswahlkomitee bestimmte aus den Shortlists wiederum jeweils eine nationale (österreichische) und eine internationale Siegerin. In der Jury nebst Alix Frank-Thomasser: Sonja Bydlinski vom Justizministerium, Julia Valsky (Erste Group), Timothy Wilson (MSI Global Alliance), Rupert Wolff (ÖRAK) und Raffaela Zillner vom Juristenverband.

„Der Preis würdigt die herausragendsten Frauen in Rechtsberufen eines Jahres.“
ALIX FRANK-THOMASSER, WOMEN IN LAW

Vom Bundeskanzleramt aufs Podest

 

Nationale Siegerin in der Kategorie „International Leaders/Lifetime Award“ wurde Brigitte Bierlein. Sie ist damit eine Spezialistin für Premieren: erste weibliche Generalanwältin, erste weibliche Vizepräsidentin und Präsidentin des Verfassungsgerichtshofs, erste Bundeskanzlerin der Republik und nun erste österreichische Preisträgerin der neu ausgerichteten Justitia Awards.

„Es stimmt mich zuversichtlich, wenn ich die vielen jungen Frauen heute sehe, die ihren eigenen beruflichen Weg verfolgen“, so Bierlein. „Mein Rat: Glaubt an euch, ergreift eure Chancen und unterstützt einander am Karriereweg! Als Frauen im Recht können wir alles erreichen.“

 

Ebenfalls hochverdient ist die Vergabe des internationalen Justitia Awards in der Kategorie „International Leaders/Lifetime Award“ an Christina Blacklaws. In einer ersten Reaktion begrüßt die frühere Präsidentin der „Law Society of England & Wales“ sowie heutige Consulterin und preisgekrönte Autorin Initiativen wie „Women in Law – Frauen im Recht“: „Geschlechtergleichheit dient uns allen zu 100 Prozent – und nicht bloß zu 50 Prozent.“

 

Preiswürdig: Legal Gender Studies

 

Für akademische Leistungen, die Haltungen, Überzeugungen und Handlungsweisen im Bereich der Geschlechtergleichheit in Rechtsberufen positiv beeinflusst haben, wurde ein weiterer Justitia Award vergeben. Die österreichische Preisträgerin: Ilse Reiter-Zatloukal.

 

Die Professorin für Rechts- und Verfassungsgeschichte an der Universität Wien beschäftigte sich nicht nur mit der Verfolgung vieler österreichischer Anwältinnen und Anwälte während der nationalsozialistischen Herrschaft, sie gründete auch – vor mittlerweile 27 Jahren – die „Women’s research group Juridicum“. Die Beschäftigung mit der Materie führte schließlich zum Angebot von „Legal Gender Studies“ als Wahlfach. Zurzeit führt Reiter-Zatloukal gemeinsam mit Franz J. Heidinger die Lehrveranstaltung „Women in Legal Professions – Contemporary Issues“ durch, die demnächst in eine Publikation im MANZ Verlag mündet.

 

Internationale Preisträgerin wurde die Professorin und Buchautorin J. Jarpa Dawuni. Sie begründete unter anderem das „Institute for African Women in Law“. „Damit hat sie wesentlich zu einer Haltungsänderung gegenüber Frauen in Rechtsberufen beigetragen“, erklärt Women in Law-Generalsekretär Franz J. Heidinger.

 

Eine Anwältin auf Instagram

 

Carmen Thornton war 28 Jahre alt und mit dem zweiten Kind schwanger, als sie beschloss, ihren Job bei einer großen Anwaltskanzlei an den Nagel zu hängen und sich selbständig zu machen. Ihre Botschaft: „Man kann zugleich erfolgreiche Anwältin und engagierter Familienmensch sein. Lasst euch von niemandem etwas anderes erzählen!“

 

Für Marketing und Kundengewinnung nutzt sie – als vermutlich erste Rechtsanwältin Österreichs – vornehmlich soziale Medien und das Internet. 17.000 Menschen folgen ihren täglichen Storys aus dem Arbeitsalltag einer Familienanwältin. Daneben schreibt sie Kolumnen für Österreichs größte Frauenzeitschrift und für eine Tageszeitung. Ein überzeugendes Gesamtpaket: Von der Jury gab’s dafür den nationalen Justitia Award in der Kategorie „Young Achievers/Game Changers/Pioneers“.

 

In dieser Kategorie fiel die Wahl besonders schwer, weshalb es gleich zwei Preisträgerinnen gibt: Michaela Clicque ist Rechtsbeistand des Fußballverbands UEFA, womit sich für die junge Frau ein Kindheitstraum erfüllt hat. Ihre juristische Ausbildung begann Clicque, die fünf Sprachen spricht, an der Universität Wien. Nicht weniger überzeugend ist der Lebenslauf von Omnia Gadalla, die den internationalen Preis in der genannten Kategorie gewonnen hat. Mit ihrer Initiative „Her Honor Setting the Bar“ bekämpft sie seit 2014 das Verbot des Richterberufs für ägyptische Frauen.

 

Europäische Interessenvertretung

 

Einen Sonderpreis gab es für Organisationen im Rahmen des Justitia Awards. Diesen bekam die „European Women Lawyers‘ Association“ (EWLA) zugesprochen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2000 verleiht EWLA Frauen in ganz Europa eine Stimme, vertritt die Interessen weiblicher Anwälte und propagiert Geschlechtergleichheit in Rechtsberufen.

 

Stellvertretend bedankte sich EWLA-Mitbegründerin Cherie Blair für den Award. Das Lob der Jury gab sie dabei gleich an die Women in Law-Initiative zurück: „Es sind Initiativen wie diese, die dazu beitragen, mehr Gleichheit und positiven Wandel zu ermöglichen. Das schafft ein Umfeld, in dem weibliche Anwälte einander inspirieren und ermutigen können.“

„Die Vergabe der Justitia Awards 2020 wird im September 2021 bei einer internationalen Konferenz in Wien nachgeholt. “
FRANZ J. HEIDINGER, WOMEN IN LAW

Ausführliche Würdigungen und Vorstellungen der Preisträgerinnen finden sich in einem Video der Women in Law-Initiative.